Rosige Zeiten für (Wirtschafts-)Ingenieur*innen
Die Welt befindet sich ständig im Wandel, der aber in den letzten Jahren noch intensiver und schneller geworden zu sein scheint. Auf dem Arbeitsmarkt für (Wirtschafts-)Ingenieur*innen wird der Wandel durch drei zentrale Herausforderungen geprägt:
- Der durch die digitale Transformation hervorgerufene Strukturwandel verändert die Art und Weise, wie Menschen leben, arbeiten und wirtschaften fundamental. Im industriellen Kontext hat sich in den letzten Jahren der Begriff Industrie 4.0 etabliert; aktuell diskutiert man intensiv über die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz in Produktions- und Arbeitsprozessen.
- Der fortschreitende Klimawandel erhöht den öffentlichen Handlungsdruck und führt dazu, dass Nachhaltigkeitsthemen an Bedeutung gewinnen, die sich mit einer ökologischen Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft befassen. Ziel von Nachhaltigkeit ist es dabei, die Art und Weise, wie wir produzieren und konsumieren, unter den Aspekten Ressourcenschonung, Umweltfreundlichkeit sowie Sozialverträglichkeit zu gestalten.
- Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der Arbeitskräfte massiv zurückgehen. Die Baby-Boomer-Generation geht in den Ruhestand. Tätigkeiten werden sich von der Produktionsarbeit zur Wissensarbeit verlagern. Neue digitale Technologien werden Erwerbstätige in der Produktion individuell unterstützen und assistieren.
Blick in die Zukunft
Was bedeuten diese Herausforderungen konkret für den Arbeitsmarkt? – Hier hilft ein Blick in den regelmäßig erscheinenden VDI/IW-Ingenieurmonitor. Dort wird die aktuelle Beschäftigung in den klassischen Ingenieurberufen auf Basis der Daten der Bundesagentur für Arbeit nachgezeichnet. Für das letztverfügbare Quartal (4. Quartal 2023) kann festgehalten werden, dass trotz konjunktureller Abkühlung die Zahl der offenen Stellen auf einem hohen Niveau verharrt. Mit 159.100 offenen Stellen gab es im Vergleich zum Vorjahresquartal immer noch ein Plus von 6,6 Prozent. Die Zahl liegt sogar deutlich vor der Vor-Coro-na-Zeit, denn im 4. Quartal 2019 lag die Zahl der offenen Stellen noch bei 117.400. Es zeigt sich: die Nachfrage auf dem Ingenieurarbeitsmarkt entkoppelt sich von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage.
Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die beschriebenen Herausforderungen – Digitalisierung, Klimaschutz und Demografie – kurz- aber auch mittelfristig eine hohe Nachfrage nach Ingenieur*innen generieren werden. Denn: Ingenieur*innen spielen eine wichtige Rolle in der Technikgestaltung und -entwicklung und zählen bei dieser Entwicklung zu den wichtigsten Berufsgruppen. Somit ist die Sicherung dieser Fachkräfte für Unternehmen von hoher Bedeutung. Ingenieur*innen gestalten die digitale Transformation, sie arbeiten aber auch an technischen Lösungen der Energiewende, der CO2-Reduktion oder der Kreislaufwirtschaft.
Alles in allem also rosige Zeiten für den Ingenieurnach-wuchs – Ingenieur*innen können daher nämlich aus bis zu 10 offenen Stellen in ihren jeweiligen Bereichen wählen. Man sollte nur flexibel sein und Jobangebote auch und vor allem aus dem Süden Deutschlands in Betracht ziehen. Denn gerade in Baden-Württemberg und Bayern sind im Vergleich die meisten offenen Stellen ausgeschrieben. Und auch das Gehalt kann hier am höchsten sein – aber Achtung: das Gehalt braucht man dort auch, um sich bei-spielsweise die höheren Mieten leisten zu können.
Ingo Rauhut, Arbeitsmarktexperte des VDI